Die Schulfahrt in die Normandie zu den Ursprüngen der Ordensgemeinschaft geht erlebnisreich zu Ende – sie hat die Gemeinschaft gestärkt
Gemeinschaftsstiftend sollte die Woche in der Normandie sein – und das war sie. Spätestens, als am Donnerstagabend eine aufgeblasene Erdkugel über die Hände der fast 400 Schülerinnen und Schüler aus dem Berufskolleg Canisiusstift rollte, wurde deutlich, dass in den vergangenen Tagen etwas zusammenwuchs.
In dem Schülerblog schreibt Nele Wantia aus der Oberstufe der Kinderpflege-Ausbildung: „Es war unfassbar schön, die vielen Orte zu besichtigen“ und darüber hinaus interessant, „so viel über Julie Postel und den Zweiten Weltkrieg zu erfahren“. Die Felsen von Étretat seien ein „traumhaftes Erlebnis“ gewesen. Und im Simulator der früheren deutschen Artillerie-Batterie von Merville „konnte ich die Bombeneinschläge tief in meinem Körper spüren.“ Es sei schwer sich vorzustellen, dass tausende Menschen so ihr Leben lassen mussten – und jetzt bei einem weiteren Krieg in Europa in der Ukraine wieder lassen.
Besser lassen sich die intensiven und kontrastsreichen Momente dieser Schulfahrt kaum zusammenfassen.
Gute Vernetzung
Auch wurde die Gemeinschaft in den einzelnen Ausbildungsgängen gestärkt. „Ich fand es schön, die Lehrer mal von einer anderen Seite kennenzulernen, wenn man mal nicht nur über Schule redet“, sagt Lea Heßling. Für die 20-Jährige kam die Reise des gesamten Berufskollegs an die Gründungsorte der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel genau zum richtigen Zeitpunkt: „In unserer Mittelstufe kennen wir uns jetzt seit etwas über einem Jahr. Aber diese Woche hat uns als Klasse noch enger zusammengebracht.“
Ähnlich sieht es Charlotte Groten. Die 23-Jährige Veranstaltungskauffrau, die jetzt am Berufskolleg Canisiusstift noch eine Erzieherinnen-Ausbildung macht, hatte den Schülerblog ins Leben gerufen, über die sich die Schülergruppen während der Schulfahrt austauschen konnten: „Das ist vielleicht auch ein Effekt, der der Corona-Pandemie zu verdanken ist: dass man sich digital besser vernetzt.“ In dem Blog herrschte während der Tage reger Betrieb. Viele informierten sich auf diese Weise, was die Gruppen mit den anderen Ausflugszielen erleben.
Begegnung mit den Schwestern
„Diese Vernetzung hat am Berufskolleg Canisiusstift in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Während der Woche in der Normandie kam uns das zugute“, sagt Charlotte Groten. Dadurch konnten sogar die Daheimgebliebenen die Erlebnisse der Fahrt verfolgen.
Und davon gab es viele: allem voran die Begegnung mit den extra aus den Bergklöstern Bestwig und Heiligenstadt angereisten Ordensfrauen in der Abtei St-Sauveur-le-Vicomte, dem ersten Mutterhaus der Ordensgemeinschaft, und am Geburtsort der heiligen Maria Magdalena Postel, Barfleur. „Es war toll zu erleben, wie leidenschaftlich und liebevoll die Schwestern uns von der Entstehung dieser Gemeinschaft erzählt haben“, sagt Luca Dinkelborg. Und die 20-jährige Charlotte Heßmann ergänzt: „Wie interessant es ist, diese Ursprungsorte zu besuchen, hätte ich vorher nicht gedacht.“
Gottvertrauen fasziniert
Mit welchem Gottvertrauen die Ordensgründerin ihren Weg ging, faszinierte die Schülerinnen und Schüler. „Vielleicht geht es uns heute einfach zu gut, um das verstehen zu können. Denn wer hat heute noch so einen Glauben?“, meint Schüler Frederic Clermont.
Unter die Haut ging besonders der Besuch der amerikanischen Soldatenfriedhöfe am Memorial Omaha Beach. Hier liegen über 10.000 Gefallene der Invasion der Alliierten auf das von Deutschen besetzte Frankreich im Juni 1944. Vor den Kreuzen der Gräber las Luca Dinkelborg den Brief eines deutschen Luftwaffenpiloten an eine amerikanische Gemeinde vor, mit dem er für seine Bombenabwürfe um Entschuldigung bat. „Da fühlte ich mich auf einmal ein wenig wie der Verfasser. Das war sehr bedrückend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass in Europa gerade wieder ein Krieg geführt wird. Hier gewinnt man eine konkrete Vorstellung davon, was die Soldaten dort durchmachen.“ Denn die – das war auch im Zweiten Weltkrieg so – sind oft nicht viel älter als die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Berufskolleg Canisiusstift.
Straffes Programm
„Insgesamt gab es an allen Tagen sehr viel Input. Das Programm war straff organisiert. Aber es war auch schön, dass es keinen Leerlauf gab“, sagt Lea Heßling. Und es gab auch viel Abwechslung. Denn bei den Fahrten zum Mont Saint Michel und zu den Städten Rouen, Étretat und Honfleur stand das Genießen im Vordergrund. Obwohl es immer wieder Regenschauer gab. Aber die erlebten die Schülerinnen und Schüler unterschiedlich. Lea Franz drückt es so aus: „Das Wetter hier in Frankreich ist einfach spannend.“
Die stellvertretende Schulleiterin Stefanie Bauer zollt ihren Schülerinnen und Schülern für die gute Disziplin und die hohe Aufmerksamkeit großen Respekt: „Sie haben das alles super mitgemacht. Wir können stolz sein auf diese Gemeinschaft.“
Gemeinschaft ist noch viel größer
Davon, dass diese Gemeinschaft noch über das Berufskolleg Canisiusstift hinaus geht, berichtete der Geschäftsführer der SMMP-Schulen, Raphael Ittner. Er kam erst am Donnerstagabend in der Feriendorf Normandy Garden, in dem die Gruppe aus Ahaus untergebracht war. Als sich die ganze Schulgemeinschaft abends in der Tennishalle traf, erklärte er: „Meine Verspätung hat einen freudigen Grund: Unser Placida-Viel-Berufskolleg in Menden hat am Mittwochmittag in Berlin einen der Preise beim Deutschen Schulpreis abgeräumt. Das zeigt, dass unsere Bildungseinrichtungen mit ihren rund 4500 Schülerinnen und Schülern mehr sind als nur eine Schule. Ihr als Berufskolleg Canisiusstift seid ein Teil davon.“
Auch diese Schulfahrt war außergewöhnlich. Das wussten die Schülerinnen und Schüler zu schätzen. Besonders deutlich zu spüren war das bei den gemeinsamen Spiele-Abenden in der Halle, die einen Kontrast zu den täglichen Ausflügen in die Geschichte der Normandie, die Kultur Frankreichs und die Spiritualität der Ordensgemeinschaft bildeten. Freitag schloss die Fahrt dort mit einem Gottesdienst ab.
Reise nach Jerusalem
Bei der Reise nach Jerusalem, dem Papierflieger-Basteln oder beim Schubkarrenrennen kam richtig Stimmung auf. Die Klassen feuerten ihre Vertreterinnen und Vertreter enthusiastisch an. Dabei ging es nicht nur ums Gewinnen, wie der Tanz mit der Erdkugel zeigte: Die galt es mit allen fast 400 Schülerinnen und Schülern über eine lange Strecke gemeinsam in der Luft zu halten.
Mathias Krüskemper, der die sportlichen Wettkämpfe mit Esprit moderierte, gibt zu: „Ich hatte mich erst gefragt: Sollen wir den wirklich mitnehmen? Aber dann war ich begeistert zu sehen, wie gut der Ball ins Rollen kam.“ Ins Rollen gekommen ist am Berufskolleg Canisiusstift während dieser Tage in der Normandie sicher einiges.
Eine Fotogalerie gibt Eindrücke von der Schulfahrt (Fotos: Ulrich Bock / Mont St. Michel: Inga Lümmen)
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