Berufskolleg Canisiusstift

mit Beruflichem Gymnasium

125 Jahre Canisiusstift – ein Grund zum Feiern

Fotos: Lüm/SMMP

Das Berufskolleg Canisiusstift kennt in Ahaus jeder, es gehört zur Stadt, als sei es schon immer da gewesen. Viele erinnern sich an ihre eigene Schulzeit am Stift und schicken heute ihre eigenen Kinder hier zur Schule, weil sie sich selbst bei den Schwestern so gut aufgehoben gefühlt haben. Für die Schulgemeinschaft sind 125 Jahre an diesem Ort natürlich ein Grund zu feiern.

Eingeleitet wurde diese Feierlichkeit am 28. Oktober 2022 mit einem großen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt, den der Schulseelsorger Thomas Bittner vorbereitet hatte. Nach einem visuellen Rückblick auf die Aktionen und Ereignisse des ganzen Jubiläumsjahres, trugen Schüler*innen und Lehrkräfte in der Lesung Auszüge aus Grundsätzen der Ordensgründerin Maria Magdalena Postel vor, die ihre Liebe zu Gott und ihr Interesse an jungen Menschen ausdrückten. In seiner Predigt stellte auch Pfarrer Jürgens die jungen Menschen in den Mittelpunkt und fragte mit Blick auf das Schuljubiläum nach der Bedeutung von Bildung und Schule und wie beides in Beziehung zu Gott steht. Das Bild Gottes steckt in jedem Menschen und wir können es hervorholen. Wir können die jungen Menschen bilden. Maria Magdalena Postels Antrieb bei der Gründung des Ordens war, die jungen Mädchen zu bilden und ihre Herzen für Gott gewinnen. Wir sollten Bildung heute im Sinne der mittelalterlichen Vorstellung von Universität, in der Lehrende und Lernende voneinander lernen und wo das Leben immer ein Weiterentwickeln ist, in dem Bildung nie endet, sehen und dabei das Menschenbild Gottes in uns tragen, wie Maria Magdalena Postel es tat.

Nach einer kleinen Pause für einen warmen Imbiss und Getränke wurde der eigentliche Festakt im Kulturquadrat der Stadt Ahaus von einem Grußwort des neuen Schulleiters, Herrn Dr. Carsten Püttmann, eröffnet. Er begrüßte die Anwesenden und richtete zunächst seinen Dank an die vorherige Schulleiterin Schwester Maria Manuela, die sich für die Aktivitäten und auch für die Fahrt der Schulgemeinschaft in die Normandie eingesetzt hatte. Er weckte das Interesse für das sich anschließende Programm und bedankte sich bei allen, die sich für die Planung und Umsetzung eingesetzt hatten.

Einen kurzen historischen Abriss zur Geschichte und Entwicklung des Berufskollegs Canisiusstift Ahaus in den vergangenen 125 Jahren bot dann Herr Winfried Terwolbeck, ehemaliger stellvertretender Schulleiter des Alexander-Hegius Gymnasiums Ahaus. In einer abwechslungsreichen Rede spannte er den Bogen von der Einrichtung einer Kleinkinderbewahrschule mit einer Handarbeitsschule für Fabrikmädchen und einer Höheren Töchterschule mit Pensionat im sogenannten Fasanengarten durch die später als Heiligenstädter Schulschwestern bekannten Ordensschwestern, über die Veränderungen durch Kriegswirren und Nachkriegszeiten bis hin zur heutigen Form eines Berufskollegs mit Beruflichem Gymnasium, das als anerkannte Ersatzschule in Ordensträgerschaft in der Schullandschaft der Stadt Ahaus eine ganz besondere Stellung einnimmt. Am Ende stellte Herr Terwolbeck heraus, welche Zeitenwende die Schule gerade erlebt, denn mit der Verabschiedung von Schwester Maria Manuela verließ die letzte Ordensschwester die Schule. Zum ersten Mal in der Geschichte der Schule hat diese einen männlichen und weltlichen Schulleiter.

Die Bürgermeisterin der Stadt Ahaus, Frau Karola Voß, blickte anschließend mit einem Augenzwinkern auf ehemalige Ideale in der Bildung von Frauen zurück, die bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts noch darin bestanden, dass die Frauen dem hart arbeitenden Mann zu Hause ein friedliches und gemütliches Heim bieten sollten. Die Ordensschwestern in Ahaus folgten diesen Idealen in ihrer Bildung zunächst, waren aber in ihren Vorstellungen oft auch moderner als man heute denkt. Die Ideen von Bildung haben sich seitdem stark verändert und das Berufskolleg Canisiusstift Ahaus hat sich mit weiterentwickelt, ist offen geblieben und kann nun mit neuem Schulleiter in die Zukunft gehen. Hierfür wünschte Frau Voß alles Gute und gratulierte mit einem Baum als Geschenk zum Schuljubiläum.

Im Anschluss richtete auch der Geschäftsführer der Schulen des Ordens, Herr Raphael Ittner, in seiner Grußrede Worte an die Schulgemeinschaft und die Gäste. Zur großen Freude der anwesenden Schülerinnen und Schüler kündigte er im Namen des Ordens an, der Schule ein größeres Projekt zu finanzieren.

Auch die SV, vertreten durch ihre Schülersprecherin Elisa Serpa da Silva und ihren Stellvertreter Julian Mergler, formulierte Grußworte zum Jubiläum und warf einen Blick auf die zukünftige Entwicklung des Berufskollegs.

Mit Herrn Professor Dr. Ullrich Bauer, von der Fakultät für Erziehungswissenschaften der Universität Bielefeld, betrat dann der Hauptredner des Festakts die Bühne. In einer unterhaltsamen und informativen Präsentation setzte er sich mit der provokativ formulierten Frage auseinander, warum eine gesellschaftliche Minderheit wie die Jugend 2022 heute so wichtig sei. Er erläuterte sein „Modell der produktiven Realitätsverarbeitung“ anhand eines Blicks auf die unterschiedlichen Generationen wie die Baby Boomer, die Generation Z etc. und auf die demographische Veränderung in der Gesellschaft. Auf dieKFrage, was Jugend eigentlich sei, formuliert er, dass diese Phase der Entscheidung zwischen Anpassung an das eigene Milieu oder Ablehnung von eben genau diesem von vielen Kontexten wie Familie, Schule oder auch Krankheit beeinflusst werde. Ablehnung von z.B. politisch etablierten Parteien entstammt da oft dem Wunsch nach Veränderung, ist aber durchaus mit Gefahren für die Gesellschaft verbunden. Positiv für die heutige Jugend, für die Schülerschaft des Berufskollegs, ist, dass die Generation der Babyboomer sich vom Arbeitsmarkt verabschiedet und für die zahlenmäßig geringere Altersgruppe der Berufseinsteiger so eine Vielzahl von Jobs mit guten Konditionen zur Verfügung stehen. Auch auf die Veränderungen im Rollenverständnis und die damit verbundenen Problemen, denen junge Männer sich stellen müssen, ging Herr Bauer am Ende ein und lud abschließend noch zu einer Diskussion ein. Da das Berufskolleg Canisiusstift Ahaus im Beruflichen Gymnasium den Leistungskurs Erziehungswissenschaften anbietet, lud eine Lehrkraft Herrn Bauer ein, in den Unterricht zu kommen, um das Thema dort mit Schüler*innen zu vertiefen. Bürgermeisterin Karola Voß lud Herrn Prof. Dr. Bauer ebenfalls herzlich ein, zu den Schloßgesprächen nach Ahaus zu kommen.

Den musikalischen Rahmen des Programms gestalteten Anna Kahmen und Anna-Lena Gelink am Klavier und die Leistungskurse Sport der Jahrgangsstufen 12 und 13 zeigten eine sportlich anspruchsvolle Akrobatikvorführung. Kurz vor Schluss wurde durch Lehrkraft Mathias Krüskemper Charlotte Groten geehrt, die sich über mehrere Jahre in besonderem Maße für die Schule engagiert hat. Sie ist nicht nur Schülersprecherin, sie ist federführend beim schuleigenen Podcast „Laberstift“, hat vor der Schulfahrt einen Blog für die Schule eingerichtet, einen Film der Vorfahrt und einen Film der gesamten Schulfahrt in die Normandie zusammengestellt. Dieser Film wurde dann zum Abschluss des Festakts gezeigt und hat das bei allen über das Jubiläumsjahr hinweg gewachsene Gefühl der Gemeinschaft noch einmal eindrucksvoll präsentiert.