Berufskolleg Canisiusstift

mit Beruflichem Gymnasium

Als Schulleiterin immer wieder die Perspektive gewechselt

Nach 19 Jahren verabschiedet sich Schwester Maria Manuela Gockel als Schulleiterin am Berufskolleg Canisiusstift in Ahaus. Foto: SMMP/Ulrich Bock
Nach 19 Jahren verabschiedet sich Schwester Maria Manuela Gockel als Schulleiterin am Berufskolleg Canisiusstift in Ahaus.

Schwester Maria Manuela Gockel nach 19 Jahren am Berufskolleg Canisiusstift feierlich verabschiedet.

„Wir erinnern uns noch gut daran, als wir an dieses Berufskolleg kamen. Sie haben uns schnell alle Ängste genommen“, erinnern sich Anne Lefering und Theodor Kronenfeld an ihre erste Begegnung mit Schwester Maria Manuela Gockel. Als Schülervertretung sprachen die beiden aus, wofür ihr auch Kollegium und Elternvertreter besonders dankten: die große Wertschätzung, die Schwester Maria Manuela allen Wegbegleitern während der vergangenen 19 Jahre als Schulleiterin entgegenbrachte. Am Donnerstagnachmittag wurde sie feierlich in den Ruhestand verabschiedet.

Der Schuljahresabschlussgottesdienst fand in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Ahaus statt. Foto: SMMP/Ulrich Bock
Der Schuljahresabschlussgottesdienst fand in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Ahaus statt.

Am Anfang dieses Abschiedstages stand der Festgottesdienst in der St. Mariä Himmelfahrt-Kirche. Dort blickte Schulseelsorger Thomas Bittner darauf zurück, wie Schwester Maria Manuela bei der gemeinsamen Bibelerzähler-Ausbildung im Bergkloster Bestwig die Zachäus-Geschichte aus dem Lukas-Evangelium interpretierte: „Sie schlüpften in die Rolle der Ehefrau des Zöllners, der Jesus und seine Jünger als Gäste bei sich aufnahm – und erzählten die Ereignisse aus ihrer Perspektive.“

Auch im Berufskolleg habe es Schwester Maria Manuela verstanden, die Argumente von Eltern, Schülerinnen und Schülern, Kollegen oder Mitarbeiterinnen nachzuvollziehen: „Sie haben immer wieder die Perspektive gewechselt und gemeinsam nach Lösungen gesucht. Man konnte immer zu Ihnen kommen. Ihre Bürotür stand offen.“

Gestalteten den Gottesdienst musikalisch: Ursula van der Linde-Bancken (Violine) und Heike Haefner-Volmer (Klavier, vorne) mit den Schülerinnen und Schülern Franziska Ostendorf (Querflöte), Julian Mergler (Trompete), Elena Vennemann und Lina-Mae Hannemann (Klarinette, hinten v.l.). Foto: SMMP/Ulrich Bock
Gestalteten den Gottesdienst musikalisch: Ursula van der Linde-Bancken (Violine) und Heike Haefner-Volmer (Klavier, vorne) mit den Schülerinnen und Schülern Franziska Ostendorf (Querflöte), Julian Mergler (Trompete), Elena Vennemann und Lina-Mae Hannemann (Klarinette, hinten v.l.).

Als Vorsitzender der Elternpflegschaft betonte Ingo Osterhues später im Schulgarten ebenfalls, dass Schwester Maria Manuela mit dieser Kultur der Wertschätzung die Schule geprägt habe: „Das Motto Ihrer Ordensgemeinschaft ‚Die Jugend bilden, die Armen unterstützen und nach Kräften Not lindern‘ haben sie vorgelebt.“ Und gerade in ihren letzten Jahren als Schulleiterin sei ihr noch einmal alles abverlangt worden: „Vielleicht wollten sie das Schiff Canisiusstift da durch ruhige See steuern. Aber dann kam Corona. Und diese Herausforderungen haben Sie alle gemeinsam an dieser Schule hervorragend gemeistert.“ Ingo Osterhuis lobte vor allem die gute digitale Ausstattung der Schule, dank der der Stundenplan auch in Form des Distanz- und Online-Unterrichts aufrechterhalten werden konnte.

Flashmob: Die Schülerinnen und Schüler kamen aus verschiedenen Richtungen in den Schulpark und singen Schwester Maria Manuela Gockel zum Beginn des offiziellen Teils erst einmal ein Geburtstagsständchen. Foto: SMMP/Ulrich Bock
Flashmob: Die Schülerinnen und Schüler kamen aus verschiedenen Richtungen in den Schulpark und singen Schwester Maria Manuela Gockel zum Beginn des offiziellen Teils erst einmal ein Geburtstagsständchen.
Der Sport-Leistungskurs aus der Unterstufe des beruflichen Gymnasium beeindruckte mit einer akrobatischen Vorführung. Foto: SMMP/Ulrich Bock
Der Sport-Leistungskurs aus der Unterstufe des beruflichen Gymnasium beeindruckte mit einer akrobatischen Vorführung.

Eine Ära geht zu Ende

Und natürlich geht mit dem Abschied von Schwester Maria Manuela eine Ära zu Ende: „Sie sind vorerst die letzte Ordensschwester, die diese Schule geleitet hat“, sagte die stellvertretende Schulleiterin Stefanie Bauer. In Zeiten zunehmender Unsicherheit habe sie es immer verstanden, Vertrauen zu vermitteln, Tradition und Fortschritt an dieser Schule miteinander zu verbinden: „In diesem Jahr, da unsere Schule 125 Jahre alt wird, blicken wir in vielfacher Weise zurück. Aber auch, was die strukturelle Weiterentwicklung der Schule angeht, sind wir auf einem guten Weg.“ Dazu trage die neu eröffnete Bildungsakademie für Therapieberufe im ehemaligen Schwesterntrakt des Schulgebäudes mit bei.

Die Ahauser Bürgermeisterin Karola Voß bedauert, dass mit dem Weggang von Schwester Maria Manuela nun auch eine Ära an der Schule zu Ende geht. Foto: SMMP/Ulrich Bock
Die Ahauser Bürgermeisterin Karola Voß bedauert, dass mit dem Weggang von Schwester Maria Manuela nun auch eine Ära an der Schule zu Ende geht.

Dennoch: „Wir verabschieden hier eine Schulleitung. Aber wir verabschieden Sie nicht als Schwester“, hielt der Geschäftsführer der SMMP-Schulen, Raphael Ittner fest. Und auch Ahaus‘ Bürgermeisterin Karola Voß betonte: „Ich hoffe, dass viele Kontakte und so manche Freundschaft nach Ahaus weiter bestehen. Behalten Sie die Stadt in guter Erinnerung.“

Seit 2003 in Ahaus

Schwester Maria Manuela kam 2003 als Schulleiterin an das Berufskolleg Canisiusstift. In dieser Zeit wurde die praxisintegrierte Ausbildung für angehende Erzieherinnen und Erzieher (kurz: PIA) eingeführt. Auch hat sich das Berufliche Gymnasium in dieser Zeit mit neuen Schwerpunkten weiterentwickelt. „Die Entscheidung, das Abitur anzubieten, war schon gefallen, als ich 2003 hierherkam. Ich durfte dann 2005 die ersten Abiturienten entlassen“, blickt Schwester Maria Manuela zurück. Heute ist dieser Bereich zu einer festen Säule im Bildungsangebot des Berufskollegs geworden, das vor allem Bildungsgänge im Kontext Gesundheit und Soziales anbietet.

"Spoken Words": Die Schülerin Maria Sundag trägt ihren Beitrag unter dem Titel "Abschied nehmen" vor. Foto: SMMP/Ulrich Bock
„Spoken Words“: Die Schülerin Maria Sundag trägt ihren Beitrag unter dem Titel „Abschied nehmen“ vor.

„Was mir immer besonders gut gefallen hat, ist die familiäre Atmosphäre. Jeder kennt jeden. Die Schulleitung ist nah an allen Prozessen und Ereignissen. Und auch innerhalb des Kollegiums haben wir sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet“, betont Schwester Maria Manuela, die am Tag ihrer Verabschiedung 65 Jahre alt wurde.

Lehrerin in Büren, Kassel und Heiligenstadt

Aufgewachsen ist Schwester Maria Manuela in Lippetal-Herzfeld. Nach ihrem Abitur studierte sie Katholische Theologie und Geschichte auf Lehramt in Münster. Dann unterrichtete sie zunächst an einem Gymnasium in Büren – bis zu ihrem Eintritt in die Ordensgemeinschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel 1987.

Viel Applaus gibt es für die "Spoken Words" auch von den Mitschülerinnen und -schülern. Foto: SMMP/Ulrich Bock
Viel Applaus gibt es für die „Spoken Words“ auch von den Mitschülerinnen und -schülern.

Nach der dreijährigen Ausbildungsphase im Kloster wurde sie Lehrerin am Engelsburg-Gymnasium in Kassel, ebenfalls einer Schule, die der Schwesterngemeinschaft gehört. Die Schwestern eröffneten nach der wiederhergestellten Deutschen Einheit 1991 in Heiligenstadt in Thüringen, etwa 50 Kilometer von Kassel entfernt, auch wieder die Bergschule St. Elisabeth mit Gymnasium und berufsbildender Schule. „Von 1991 bis 1993 unterrichtete ich dann mit jeweils halben Stellenanteil an beiden Standorten. Das war eine spannende Zeit“, blickt Schwester Maria Manuela zurück.

Als Schwester Pia Elisabeth Hellrung, die die berufsbildende Bergschule aufgebaut hatte, 1996 Provinzoberin der neu gegründeten Europäischen Ordensprovinz der Gemeinschaft wurde, übernahm Schwester Maria Manuela dort die Schulleitung. Die behielt sie bis 2003. In diesem Jahr wurde Schwester Maria Hildegard Schültingkemper, bis dahin Schulleiterin am Berufskolleg Canisiusstift, Provinzassistentin im Bergkloster Bestwig.

Abkühlung: Für die Schülerinnen und Schüler fuhr nach dem offiziellen Teil ein Eiswagen vor. Foto: SMMP/Ulrich Bock
Abkühlung: Für die Schülerinnen und Schüler fuhr nach dem offiziellen Teil ein Eiswagen vor.

Fahrt zum Jubiläum in die Normandie

„Ich habe hier in Ahaus immer sehr gerne gearbeitet“, erklärt Schwester Maria Manuela. Und das tut sie bis zum letzten Tag. Im vergangenen Schuljahr war sie auch noch viel mit der Planung des Jubiläumsjahres beschäftigt. Im Herbst wird es eine Festwoche und eine einwöchige Fahrt mit der gesamten Schulgemeinschaft in die Normandie geben. Dort liegen die Gründungsorte der Ordensgemeinschaft. „Natürlich werde ich diese Fahrt miterleben. Ich reise dann mit den Schwestern dorthin, die unsere Schülerinnen und Schüler, unser Lehrerkollegium und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Abtei St. Sauveur-le-Vicomte empfangen „, sagt die scheidende Schulleiterin.

Und ihrem Nachfolger Dr. Carsten Püttmann wünscht sie auf diese Weise ein gutes Kennenlernen der Schule: „Für ihn ist das doch ein wunderbarer Einstieg. So lernt er die geschichtlichen Wurzeln kennen. Und auch die Begegnungen mit den Schülerinnen und Schülern, mit seinem neuen Kollegium werden sehr intensiv sein.“

Schwester Maria Manuela zieht unterdessen ins Bergkloster Heiligenstadt, wo sie in Zukunft neue Aufgaben übernehmen wird.

Vom Lehrerkollegium erhält Schwester Maria Manuela eine Schwimmtasche für die Therme in Heiligenstadt - natürlich gut gefüllt. Foto: SMMP/Ulrich Bock
Vom Lehrerkollegium erhält Schwester Maria Manuela eine Schwimmtasche für die Therme in Heiligenstadt – natürlich gut gefüllt.