Beim Fundraising-Workshop planen die Schulpreis-Bewerberinnen des Berufskollegs Canisiusstift den Schnuppertag ihres Jugendorchesters
Ein Wunschkonzert erleben Louisa Hörmann und Theresa Oing mit dem Jugendorchester des Musikvereins Epe nicht so oft. Am Donnerstag aber durften die beiden Schülerinnen des Berufskollegs Canisiusstift im Rahmen eines Workshops einmal träumen und alle Ideen für den nächsten Schnuppertag ihres Orchesters benennen. Der soll deutlich mehr Besucher anziehen als sonst und vielleicht sogar einen ganz prominenten Schirmherrn haben.
„Udo Lindenberg? Jens Spahn?“ Die 19-jährige Theresa sieht noch etwas ungläubig auf die Liste der Vorschläge. „Fragen Sie einfach. Sie haben nichts zu verlieren“, ermutigt Sie der Fundraiser Dr. Udo Marquardt von der GFS Fundraising Solutions GmbH. Und er fügt noch hinzu: „Viel zu oft scheitern die eigenen Pläne daran, dass man sie nie wirklich angepackt, nie wirklich gefragt hat.“
Louisa Hörmann und Theresa Oing haben sich mit ihrem Einsatz für die Musik auf den von der Bergkloster Stiftung ausgelobten und mit 5000 Euro dotierten SMMP-Schulpreis für Engagement beworben. Der wird in diesem Sommer erstmals verliehen. Auf diese Weise soll der ehrenamtliche Einsatz vieler Schülerinnen und Schüler für gemeinnützige Zwecke belohnt und gewürdigt werden.
Junge Musiker begeistern
Die beiden angehenden Abiturientinnen des beruflichen Gymnasiums am Berufskolleg Canisiusstift sind mit ihrer Bewerbung gemeinsam mit drei anderen Teams des Engelsburg-Gymnasiums in Kassel und der berufsbildenden Schule Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt von der Jury für den Preis nominiert. Und alle nominierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben bereits einen Fundraising-Workshop gewonnen, der ihnen helfen soll, ihr Projekt zu profilieren und dafür neue Partner und Unterstützer zu finden. Neben Louisa Hörmann und Theresa Oing durften daran in Ahaus mit Vanessa Ott, Carla Pieper, Janina Wessels und Daniel Beuting auch vier Mitglieder der Schülervertretung sowie Lehrer Mathias Krüskemper und Lehrerin Jennifer Witte teilnehmen.
„Wir spielen in der Christmette und beim St. Martins-Umzug, besuchen Altenheime und treten bei Festen auf. Auch laden wir Kindergärten und Grundschulen in unseren Probenraum ein“, beschreibt Louisa das Engagement des Jugendorchesters. Dabei gelinge es immer wieder, Jung und Alt zu begeistern.
Nur bei den Tagen der offenen Tür war der Erfolg in den vergangenen Jahren nicht der erhoffte. „Da wollen wir bei Kindern und Jugendlichen die Begeisterung für Musik wecken. Sie dürfen Instrumente ausprobieren und wenn sie wollen, geben oder vermitteln wir den Unterricht. Aber es kamen nicht viele, und wir konnten kaum ein Kind für unser Orchester gewinnen“, erläutert Theresa. „Verstärkung brauchen wir vor allem beim dunklen Blech“, fügt Louisa hinzu. Gemeint sind damit die dunkler klingenden Blasinstrumente wie Saxophon, Posaune und Horn. Da helfen bislang immer auch Musiker aus dem großen Orchester aus.
Ideen für Refererenten und Rahmenprogramm
Der nächste Schnuppertag des Jugendorchesters soll erfolgreicher sein. „Was will ich? Was kostet das? Wer ist für was zuständig? Wen spreche ich an?“, nennt Dr. Udo Marquardt Fragen, die helfen, das Vorgehen zu strukturieren.
Louisa und Theresa nennen erst einmal ganz viele Ideen, die sie an die Tafel schreiben: vom prominenten Redner bis zu Leih-Instrumenten, vom Grillstand bis zur Hüpfburg. „Ein guter Dozent kostet richtig Geld“, weiß Theresa. Und eine Hüpfburg wohl auch.
Nötig ist vor allem Werbung. 2.000 Flyer, 70 Plakate und eine eigene Instagram-Seite wären schon klasse. Aber ist das realistisch? Dr. Udo Marquardt sammelt die Punkte und gibt Tipps: „Holt erst einmal Angebote ein. Dann fragt Ihr Firmen, ob sie Euch unterstützen. Und dafür bietet Ihr Ihnen Werbung auf den Plakaten und den Flyern an. Und wenn sie meinen, dass sie sich diese Werbung auch direkt kaufen können, bietet Ihr Ihnen etwas, das sie sich nicht kaufen können. Und was?“ Louisa und Theresa wissen natürlich, worauf er hinaus will: ein Auftritt des Jugendorchesters, vielleicht bei der Weihnachtsfeier.
„Es gibt so viele Möglichkeiten, Menschen für Eure Ideen zu gewinnen“, weiß der Workshop-Leiter aus Bad Honnef aus jahrelanger Erfahrung. „Entscheidend ist, dass Ihr die Herzen der Menschen erreicht. Und die erreicht Ihr mit Eurer eigenen Begeisterung.“
Voraussetzung sei natürlich, dass der eigene Verein dahinter sehe. Zunächst gelte es dort Überzeugungsarbeit zu leisten. „Ihr gebt dem Musikverein eine Zukunft. Deshalb sollte jedes Mitglied dahinter stehen“, stellt Dr. Udo Marquardt fest.
Dann könne das Netzwerken beginnen. Und dafür bietet der eigene Verein schon viele Kontakte. „Den Chef der Druckerei bei uns im Ort kenne ich“, sagt Louisa. „Und Mitarbeiter der Sparkasse sind bei uns im Vorstand“, weiß Theresa. Schon klebt auf diesen Merkzetteln ein blauer Punkt – und es ist klar, wer sich darum kümmert.
So entwickelt sich allmählich ein Plan. „Das ist hilfreich. Ich habe schon ein paarmal Fußball-Turniere organisiert. Wenn man sich das so zurechtlegt, wird für die Vorbereitung vieles klarer“, sagt Daniel Beuting von der Schülervertretung. Die Auszubildende Janina Wessels resümiert: „Man sieht, wie komplex so ein Ereignis ist. Aber man kann das alles gut nachvollziehen.“
Auch Lehrer Mathias Krüskemper hat viel gelernt: „Wir versuchen hier an der Schule ja ähnliche Events auf die Beine zu stellen. So ein Tag wie heute hilft, sich dafür neu zu motivieren.“
Nun ist Dr. Udo Marquardt gespannt darauf, was das Team des Jugendorchesters in Epe von den vielen Ideen umsetzen wird. Er will mit Louisa Hörmann und Theresa Oing in Kontakt bleiben und hofft im August auf eine Erfolgsmeldung. Theresa ist zuversichtlich: „Das Strukturieren hat gut getan. Wir wissen jetzt, was zu tun ist. Und wir freuen uns darauf.“ Für sie und Louisa hat sich die Bewerbung auf den SMMP-Schulpreis dann schon gelohnt.