Stefanie Bauer prägte das Berufskolleg Canisiusstift 36 Jahre lang mit – nun geht die stellvertretende Schulleiterin in den Ruhestand
„Wir können nicht bestimmen, woher der Wind kommt. Aber wir können die Segel entsprechend setzen.“ Mit diesen Worten umschrieb der Schulseelsorger des Berufskollegs Canisiusstift, Thomas Bittner, was der langjährigen stellvertretenden Schulleiterin Stefanie Bauer immer gut gelungen sei. Und zugleich ist das sein Wunsch für ihre Zukunft. Nach 36 Jahren am Berufskolleg und 31 Jahren in Leitungsfunktion geht die Pädagogin in Pension und schlägt ein neues Kapitel in ihrem Logbuch auf.
Mit dem Gottesdienst im Außenbereich der Schule begann die Abschiedsfeier, die Stefanie Bauer eigentlich klein halten wollte. Doch in dieser Stunde zeigte sich, wie viele Weggefährten sie auf dieser langen Strecke gerne begleiteten. Auch die beiden früheren Schulleiterinnen Schwester Maria Hildegard Schültingkemper und Schwester Maria Manuela Gockel, mit denen sie viele Jahre lang zusammengearbeitet hatte, waren gekommen.
Der Geschäftsführer der SMMP-Schulen, Raphael Ittner, rief die wesentlichen Jahreszahlen aus dem Leben von Stefanie Bauer noch einmal in Erinnerung: 1959, als der Bundestag das Gleichstellungsgesetz verabschiedete, wurdest Du geboren. 1987, als Ronald Reagen vor der Berliner Mauer den Appell ‚Mister Gorbatschow: Tear down this wall“ aussprach, kamst Du als Lehrerin hierher. Und 1992, als Bill Clinton US-Präsident wurde, begann Deine Laufbahn als stellvertretende Schulleiterin.“
31 Jahre in dieser Verantwortung seien eine große Leistung: „In diese Zeitspanne fielen auch gleich zwei große Jubiläen: das 100-jährge und das 125-jährige Bestehen der Schule.“ Anlässlich des 125. Geburtstages war die ganze Schulgemeinschaft mit Stefanie Bauer an der Spitze im September 2022 zu den Ursprungsorten der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel in die Normandie gereist. Die Ordensgemeinschaft ist Gründerin und bis heute Gesellschafterin des Berufskollegs Canisiusstift.
Von der „Puddingschule“ zum modernen Berufskolleg
Die erste stellvertretende Ahauser Bürgermeisterin Maria Woltering blickte ebenfalls auf die Geschichte der Schule zurück, die als typische Mädchenschule gegründet wurde: „Damals wurden die jungen Frauen ausgebildet im Kochen, in der Gartenarbeit und in der Haushaltsführung. Landläufig wurden solche Schulen damals ‚Puddingschulen‘ genannt. Doch die Gesellschaft hat sich seitdem enorm gewandelt. Und die Schule hat ebenfalls viele Wandlungen vollzogen. Auch in den vergangenen drei Jahrzehnten mit Ihnen.“
Die Schülervertretung hob hervor, dass Stefanie Bauer nicht nur in der Schulleitung viele Akzente setze, sondern ebenso eine großartige Pädagogin sei: „Sie haben der Schule ein Gesicht gegeben und wesentlich dazu beigetragen, sie zu einem wertebezogenen Ort zu machen. Werte, die wir fürs Leben mitnehmen.“
Eine Sammlung mit Begriffen, die die Klassen und Ausbildungsgänge mit ihrer langjährigen stellvertretenden Schulleiterin verbinden, übergaben sie ihr als Abschiedsgeschenk. Dazu gehören unter anderem „neugierig“, „energetisch“, „fürsorgend“ und: „immer gut gestylt“.
Stellvertretend für die anderen Schulleitungen im Verbund der SMMP-Schulen bedankten sich Thorsten Prinz, der Leiter des Engelsburg-Gymnasiums in Kassel, sowie Dr. Ansgar Bornhoff und Marcus Köchling vom Walburgisgymnasium und der Walburgisrealschule in Menden bei Stefanie Bauer. „Du warst einfach immer schon da“, sagte Thorsten Prinz. Und Marcus Köchling verriet, was er auf den gemeinsamen Tagungen und Treffen der Schulleitungen am meisten vermissen werde: „Deine Fröhlichkeit.“
Platz für Neues schaffen
Schließlich ergriff Stefanie Bauer selbst das Wort. Und das – trotz der Wehmut an diesem Tag – bezeichnenderweise humorvoll und gutgelaunt: „Als ich neulich vor meinem Kleiderschrank stand und feststellen musste, das mir ein paar Sommerkleider nicht mehr passen, habe ich kurz überlegt, was ich machen soll. Mehr Sport? Aber dann dachte ich: Nein, alles hat seine Zeit. Und jetzt schaffe ich Platz für Neues.“ Entsprechend wolle sie den neuen Lebensabschnitt trotz der vielen prägenden Jahre mit wunderbaren Menschen an ihrer Seite nun zuversichtlich in Angriff nehmen.
Ihrem Kollegium und den Schülerinnen und Schülern gab sie ein Zitat von Else Lasker-Schüler mit auf den Weg: Der Mensch sei ein sonderbares Wesen – „mit den Füßen im Schlamm, mit dem Kopf in den Sternen.“ In den vergangenen Jahren habe sie diese Gegensätze oft erlebt: vor allem während des Auf und Abs in der Corona-Pandemie – „und noch im vergangenen Schuljahr mit vielen Krankheitsfällen.“ Doch sei es immer wieder wichtig, den Kopf zu heben und nach oben zu blicken: „Ihnen allen wünsche ich, dass Sie den Kopf möglichst oft in den Sternen haben.“
„We will rock you“
Das gilt sicher auch für sie selbst: Denn auf hoher See bieten die Sterne gute Orientierung. Mit dem fulminanten, auf Stefanie Bauer umgedichteten Queen-Klassiker „We will Rock you“ blies ihr die Schulgemeinschaft zum Abschluss der Feier schon mal ordentlich Wind in die Segel.