Bewegungsangebote und Verhaltensexperimente begeistern beim Aktionstag
Nicht nur intensive Beratungen, sondern auch viel Aktion und Bewegung gab es am Samstag beim ersten Tag der beruflichen Gymnasien am Berufskolleg Canisiusstift. „Wir wollen unsere Schule so zeigen wie sie ist: familiär, persönlich, lebendig“, sagte Schulleiterin Schwester Maria Manuela Gockel unmittelbar vor dem Start. Und das gelang.
Erstmals hatten alle vier Berufskollegs in Ahaus zu diesem Tag der beruflichen Gymnasien eingeladen. Das Berufskolleg Canisiusstift bietet diesen Weg zum Abitur mit den Leistungskursen Erziehungswissenschaften und Biologie oder Deutsch sowie mit den Leistungskursen Sport und Biologie an.
„Was uns vom Gymnasium unterscheidet, ist zunächst einmal der Unterricht im persönlichen Klassenverbund“, erläuterte die Oberstufenkoordinatorin Dorothé Küster während der Einführungsrunde um 10 Uhr morgens in der Aula. Aber nicht nur das. „Wir vermitteln auf dem Weg zum Abitur passend zu den jeweiligen Schwerpunkten auch schon verschiedene Differenzierungen und Zusatzsausbildungen wie den Übungsleiterschein C für den Breitensport“, warb die stellvertretende Schulleiterin Stefanie Bauer.
Christliches Menschenbild
Zudem gebe es gute Querverbindungen zu anderen Bildungsgängen: „Wer die Quali für das Gymnasium verpasst, kann bei uns zum Beispiel über die Berufsfachschule auch später noch in den Jahrgang 12 des beruflichen Gymnasiums wechseln.“
Darüber hinaus setzt das Berufskolleg Canisiusstift auf ein christliches Menschenbild, auf ein gutes Miteinander und Toleranz. Auch das Fach Religion spiele daher eine wichtige Rolle. „Aber da werden wir nicht missioniert“, versicherte die Schülerin Melek Sürmeli, die selbst Muslimin ist: „Im Gegenteil: Der Unterricht ist sehr offen gestaltet. Darin setzen wir uns mit allen Religionen auseinander“.
Was das berufliche Gymnasium ebenfalls prägt, ist die Vermittlung beruflicher Kenntnisse in Form von Praktika. Das unterstrich der Abiturient Stefan Sieverding. Er hat ein vierwöchiges Praktikum in einer Praxis für Physiotherapie absolviert. „Und da konnte ich eine Menge lernen.“ Nach Erwerb der allgemeinen Hochschulreife in diesem Sommer überlegt der 19-Jährige Ökotrophologie zu studieren.
Bezug nehmen auf den Beruf
Auch in den jeweiligen Fächern kann stärker auf die berufliche Ausrichtung der beiden Bildungsgänge Rücksicht genommen werden. Wer das berufliche Gymnasium mit dem Leistungskurs Erziehungswissenschaften besucht, qualifiziert sich besonders für das Lehramt, den gesamten pädagogischen Bereich, Psychologie und Erziehungswissenschaften. Wer das Sport- und Biologie-Abitur wählt, will anschließend meist in den Fächern Sport und Sportpädagogik ein Studium aufnehmen.
„Natürlich müssen wir die Vorgaben für das Zentralabitur erfüllen“, erläutert Biologielehrerin Christiane Wermert. „Aber in der Neurophysiologie kann ich in dem Kurs für die Sportler natürlich stärker auf das Thema ‚Bewegungssteuerung‘ eingehen, während ich bei den Erziehungswissenschaftlern das Thema ‚Lernen‘ in den Vordergrund stelle.“ Der Biologie-Leistungskurs wird für die Abiturienten mit beiden Schwerpunkten angeboten.
Kickern und Mikroskopieren
Im Bio-Raum hatten die Besucherinnen und Besucher am Samstag Gelegenheit zum Experimentieren und Mikroskopieren. Die Erziehungswissenschaftler stellten Verhaltensexperimente des Pädagogen Jean Piaget vor und luden zu einem Selbsttest nach Sigmund Freud ein. Schüler des Deutsch-LKs veranstalteten in der Aula einen Poetry-Slam. Und die Sport-Abiturienten führten ein Menschenkicker-Turnier durch. Darüber hinaus luden sie dazu ein, sich in der Jonglage zu probieren.
„Spielerische Elemente sind für die Bewegungsmotivation ungemein wichtig“, erklärt Abiturient Valentin Tiffe. Im Rahmen seines Sport-Leistungskurses muss er auch das Repertoire von Lehrproben beherrschen. Sogar zu seiner Abiturprüfung wird eine Lehrprobe gehören. „Dabei bietet die Jonglage Spaß und Abwechslung.“
Balancieren im 80. Stock
Außerdem lud die Schule mit der Aktion „Walk the Plank“ zu einem spannenden Verhaltens-Experiment ein. Durch das Aufsetzen einer Virtual Reality-Brille begaben sich Mutige in den 80. Stock eines Hochhauses und sollten dort in luftiger Höhe auf einem Holzbrett balancieren. „Das fühlt sich wirklich so an, als wenn man da oben steht. Ich hatte voll das Achterbahn-Feeling“, sagt Schülerin Lily Medding nach bestandener Gleichgewichtsübung, doch immer noch mit wackeligen Knien.
So wirkten die Aktionen am Samstag kreativ und bunt. Der 16-jährigen Anna Hollekamp gefiel das. „Ich war hier schon beim Tag der offenen Tür. Alle waren sehr freundlich zu mir. Und die persönliche Ansprache hat mich überzeugt.“ Im Sommer will sie an das Berufskolleg wechseln.
Auch Schwester Maria Manuela ist von den vielen Begegnungen angetan: „Ich hoffe, dass sich der Tag der beruflichen Gymnasien etabliert und dass wir diesen Weg zum Abitur auf diese Weise noch bekannter machen können.“