Wieviel Glamour kann eine Siloplane haben? Und was hat die Folie aus Polyethylen mit Haute Couture zu tun? Der Leistungskurs Kunst des Berufskollegs Canisiusstift hat beeindruckende Antworten auf dem Laufsteg gegeben.
Unter Anleitung des Kunsterziehers Ferdinand Schreiber haben 23 Schülerinnen und ein Schüler der Jahrgangsstufe 11 zunächst in der Theorie 3000 Jahre Modedesign unter soziologischen und kunsthistorischen Aspekten abgehandelt – um anschließend selbst in die Rolle von Modeschöpfern zu schlüpfen. Nicht mit edlen Stoffen, sondern mit schwarzer und weißer Siloplane, nicht mit der Nähmaschine, sondern mit Bürohefter und Klebeband.
Schwarz und Weiß war nicht nur das Material, sondern auch das Programm: Die Abendkleider sollten sich an Coco Chanel und Yves St. Laurent und an den Kunstrichtungen des Konstruktivismus und der Op-art orientieren. Für farbliche Akzente waren Klebebänder in den drei Grundfarben Gelb, Rot und Blau zugelassen. Alle weitere Accessoires, Hüte und Schuhe sollten auf das Kleid abgestimmt sein.
In Dreierteams und voller Begeisterung und Ideen machten sich die Schülerinnen an die Arbeit, bis die 23 Abendkleider fertig geschneidert waren. Haute Couture aber ist mehr als Schneiderarbeit. Die Präsentation ist mindestens genauso wichtig.
Am Ende stand eine Modenschau in der Schule an und ein Fotoshooting unter professionellen Bedingungen. Dies war dank der Unterstützung des Mediendienstleisters Laudert aus Vreden, von Azubis aus verschiedenen Medienberufen sowie Visagisten und Hairstylisten möglich.
Ferdinand Schreiber zeigte sich überrascht: „Das war großartig. Ich habe manche Schülerin zunächst gar nicht wiedererkannt.“ Nachdem sie als Modeschöpferinnen ihrer Kreativität freien Lauf gelassen hatten, mussten sie nun das Posing und den perfekten Gang für den Catwalk üben. Schreiber: „Das ist auch eine Art der Persönlichkeitsbildung.“
23 Abendkleider – und was hat der einzige junge Mann im Kunstleistungskurs gemacht? Schreiber: „Der hat einen fetzigen Anzug kreiert – da wären selbst Karl Lagerfeld vor Rührung die Tränen gekommen.“
(Text: Münsterland Zeitung, 19.02.13)